Hallo,
wenn ein Unternehmen sich entschließt, eine neue Firmenhomepage zu präsentieren, die auch die Möglichkeit der direkten Kommunikation beinhaltet, dann liegt das im Trend: Immer mehr Unternehmen bieten den direkten Austausch an, neben den Blogs auch über Foren. Nur aufgepasst, auch die Mitarbeiter wollen eingebunden werden.
©StephanieHofschlaeger/pixelio.deVorher auch die Mitarbeiter ansprechenEigentlich ist die Maßnahme banal: Die neue Firmenhomepage soll vorgestellt werden. Die Geschäftsführung stellt eine kleine Notiz ins Intranet – und erlebt am nächsten Tag eine Überraschung: Im internen Netz gibt es seit Kurzem eine Kommentarfunktion, und über 100 Mitarbeiter haben sie genutzt, um die neue Webseite zum Teil harsch zu kritisieren.
Bis hin zu Aussagen wie „Schrott“ reichen die Wortmeldungen. Die Geschäftsführung rudert zurück, befragt die Kritiker persönlich und legt wenige Tage später eine aktualisierte Version der Homepage vor. Seitdem wird Feedback zu Entscheidungen immer vorab im Intranet eingeholt.
Das Innenleben von Firmen verändert sichDieser Fall zeigt: Das Web 2.0 beginnt, das Innenleben von Firmen zu verändern. Grund: Immer mehr Unternehmen nutzen auch intern die Werkzeuge des Web 2.0 – Microblogs (Twitter), Wikis und virtuelle Teamräume, die in der Anwendung Facebook ähneln. Mit den Anwendungen ziehen auch die Regeln des Mitmach-Netzes in die Unternehmen ein.
Die Folgen daraus sind beträchtlich• Mitarbeiter erwarten, dass Führungspersonen ihre Entscheidungen auf einer internen Plattform mitteilen und begründen.
• Mitarbeiter wollen sich einbringen, Entscheidungen kommentieren. Überspitzt gesagt: Früher gab es einmal im Jahr ein Mitarbeitergespräch – in Zukunft werden Mitarbeitergespräche zum Dauerzustand.
• Die Web-2.0-Werkzeuge steigern die Produktivität - Beispiel: Wer einen virtuellen Teamraum nutzt, braucht nicht ständig Dokumente hin- und herzuschicken. Das aktuelle Dokument liegt immer im Teamraum, für alle zugänglich. Auch welcher Mitarbeiter mit welcher Teilaufgabe wie weit ist, können alle Teammitglieder sofort sehen. Das erspart telefonische Statusabfragen.
• Junge Mitarbeiter erwarten, dass ihnen auch im Beruf jenes digitale Arsenal zur Verfügung steht, das sie schon im Privatleben nutzen. 21 Prozent der Arbeitnehmer etwa würden einen Job ablehnen, wenn das Unternehmen Social Networks wie Facebook und private E-Mail-Nutzung während der Arbeitszeit verbietet, ergab eine Studie der IT-Sicherheitsfirma Clearswift.
• Die so genannte Generation Y (nach 1984 Geborene) löst Probleme nicht durch Analyse, sondern indem Sie die Fragen in ihr persönliches Netzwerk einspeist. Ohne diese Vernetzungsmöglichkeit können sie die gestellte Aufgabe unter Umständen nicht lösen.
• Wenn intern keine Austauschplattform zur Verfügung steht, schaffen die Mitarbeiter sie sich einfach selbst – etwa indem sie eine Gruppe bei Facebook, Xing oder Google+ gründen.
Die zukünftigen Führungsaufgaben• Die Stimmung in der Mannschaft muss ständig im Blick gehalten werden. Es ist nicht nötig, auf jede Wortmeldung persönlich einzugehen, es gibt Selbstheilungskräfte in der Belegschaft. Die Erfahrung zeigt, zu harsche Kritiker werden von der Gruppe zur Ordnung gerufen.
• Es muss mehr erklärt werden. Vor allem junge Mitarbeiter erwarten das. Die eigenen Handlungen sind in den Gesamtrahmen der Strategie einzuordnen. Arbeitspacke verteilen ist out, Visionen in. Führung wird von einer Position zur Aktivität. Entscheider müssen eher wie ein Moderator wirken, der dafür sorgt, dass sich das Potenzial der Gruppe optimal entlädt.
Roland Börck