Hallo,
wenn man sich das ganze Jahr überhaupt nicht oder nur sehr selten gesehen hat, dann hilft der Weihnachtsmann weiter.
©AndreaKusajda/pixelio.deWie sich das für eine „gute“ Familie gehört, wird sich zum traditionellen XYZ-Essen getroffen und die „Tradition“ lebt voll auf. Ob es eine „schöne Bescherung“ gibt im wahrsten und/oder doppelten Sinne, hängt von der Tagesform der beteiligten Familienmitglieder ab.
„Was bist du groß geworden“Auch als inzwischen erwachsener Mensch wabert dieser Satz bei manchen Konstellationen im Raume umher, als ob die Zeitmaschine doch längst erfunden worden ist. Solche Zusammentreffen scheinen häufig das Kleinbildkino im Kopf per Automatik anzuwerfen, es muss nur ein bestimmter Geruch wahrzunehmen sein oder es fällt ein Stichwort: „Das war Weihnachten 19... – dann wird die passende Jahreszahl gesucht und schon kann daraus eine sehr lebhafte Diskussion werden, die einen höheren Unterhaltungswert hat, als jeder Dia-Abend.
Gedicht aufsagen kommt immer gutZu vorgerückter Stunde steht auch gerne im Drehbuch, dass jetzt ein Gedicht her muss. Die Augen der Teilnehmer wandern zwischen den ausgepackten Geschenken umher, bis der passende Vortragsredner ausgeguckt worden ist. „Du machst das doch sooo schön“, wird als Motivationsschub sofort eingebracht, damit der Auserkorene auch ja nicht auf die Idee kommt zu sagen, er könne das gar nicht. Im Zweifel gibt es jetzt Applaus von der versammelten Gesellschaft, der Vorhang hebt sich, Bühne frei. Aber wehe, es wird ein unpassendes Gesicht aus der Gedankendatenbank geholt, das könnte die nächsten 20 Jahre Thema werden. Etwa dieses von Heinz Erhardt: „Auf, auf und auf, lasst uns von Tonne zu Tonne eilen, wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen“.
Schauspieler packen Geschenke ausAuch wenn es vorher eine Vereinbarung gegeben haben sollte, dass dieses Jahr keine Geschenke mitgebracht werden, sie liegen dann doch unter dem Baum. „Ist ja nur eine Kleinigkeit“, wird dann als Entschuldigung vorgebracht, die sich dann nicht selten als besonders teuer entpuppt. Klasse Trick, um den anderen Geschenke-Teilnehmern die Show zu stehlen. Bemerkenswert ist beim Auspacken eines Geschenkes der Gesichtsausdruck des Geschenkgebers: Voller Erwartung, ob es auch gefällt – oder insgeheim, was krieg ich dafür, dass ich so was Tolles verschenke. Stellt sich nach dem manchmal extra reißfest verpackten Geschenk heraus, dass der Inhalt eher in die Kategorie gehobener Sperrmüll fällt, ist besonderes schauspielerisches Talent gefragt. „Das habe ich mir schon so lange gewünscht“ dürfte als vorgegaukelte Antwort unter den Top-Ten landen.
Das Langzeitgedächtnis vergisst nieWenn die so innig ersehnte Veranstaltung dann doch noch ein Ende gefunden hat, die Protagonisten die Heimreise antreten, dann beginnen die „vertraulichen“ Gespräche über Dritte. Wer es sich nicht traut auszusprechen, denkt zumindest: Nächstes Jahr wird zurückgeschenkt.
Roland Börck