Der Unternehmenskauf ist Analyse + Controlling + Wertermittlung
Der Markt bietet in großem Umfang die Möglichkeit an, bereits bestehende Unternehmen zu erwerben. Mehrere Tausend Unternehmen stehen jedes Jahr zum Verkauf an - und viele davon müssen geschlossen werden, weil kein Nachfolger aus der Familie oder ein Käufer gefunden wird. Ein lohnender Markt?
Genaues Prüfen erspart viel Geld Bild: Dr. Klaus-Uwe Gernhardt / pixelio.deHinter dem VorhangLangjährig bestehende Unternehmen aus dem KMU – Bereich werden öfters angeboten, weil es keinen Nachfolger in der Familie gibt: Erbengeneration genannt. Was sich auf den ersten Blick als ein interessantes Geschäft darstellen kann, sieht hinter der Fassade der Bilanzen und BWA`s häufig genug nicht mehr so vorteilhaft aus.
Die Verhandlung ist eine Poker-Partie„Ich will sehen“ - ist beim Poker eine Aufforderung, die Karten auf dem Tisch aufzudecken, um das Spiel zu beenden. Beim Unternehmens(ver)kauf wird trotz aufgedeckter Karten gerne noch weiter gepokert. Gerade bei der Wertermittlung eines Unternehmens wird sehr gerne Best-Case gespielt, um den Preis in die Höhe zu bringen. Am liebsten ist einigen Käufern, einfach nur übernehmen, gutes Geld verdienen. Fertig. So läuft es aber meist nicht.
Durch die entscheidenden Fragen im persönlichen Gespräch mit dem Verkäufer und den meist auftretenden Steuer- und Rechtsberatern wird geklärt, was die tatsächlichen Hintergründe des Verkaufswunsches sind. Der Wert des zu verkaufenden Unternehmens kann dadurch zurechtgerückt werden.
Gefühlte und tatsächliche PreiseDie genaue Durchleuchtung eines Unternehmens beginnt mit dem ersten Eindruck. Wie bei Menschen, die sich neu kennen lernen. Unabhängig von der Branche und der Unternehmensgröße gibt es häufig eine Eigenwahrnehmung und eine Fremdwahrnehmung. Fast wie auf dem Auto-Verkaufsmarkt oder dem Immobilienmarkt. Dort werden ebenso die Vorzüge wie die Mängel begutachtet, bewertet und anschließend verhandelt.
Obacht bei inhabergeführten UnternehmenAuch wenn aus der Analyse formal hervorgehen sollte, dass die Kundenstruktur einen kontinuierlichen Geschäftsverlauf sicher stellen würde, der Vertrieb aber hauptsächlich vom Inhaber persönlich durchgeführt worden ist, dann kann es brenzlig werden. Denn wenn der neue Inhaber nicht auf der gleichen Wellenlänge ist wie die bestehenden Kunden, kann der Kundenstamm schnell bröckeln.
Die PreisermittlungGeht aus der Unternehmens-Analyse hervor, dass sich der Kauf lohnt, geht es in die nächste Phase - zur Preisermittlung. Es gibt kein einheitliches und verbindliches Verfahren, nach welchen Kriterien der Preis ermittelt wird, nur verschiedene Bewertungskriterien. Welches Bewertungsverfahren auch immer angewandt wird, es geht letztlich nur um diese Fragen: Werde ich damit das Geld verdienen können, das mir vorschwebt - und, werde ich mit dieser Entscheidung zufrieden sein.
Die Finanzierung des gekauften UnternehmensDas gesparte, oder von Freunden und Verwandten geliehene Geld, sollte in keinem Fall eingesetzt werden. Es wird zwar häufig so gemacht, hat aber nur Nachteile. Denn wenn es nicht so läuft wie erhofft, gehen die zur Verfügung stehenden Gelder zur Neige und es rutscht ab in die roten Zahlen. Dann noch eine Bank-Nachfinanzierung hinzubekommen, ist fast unmöglich. Denn ohne genügende Sicherheiten ist keine Bank bereit, einem ertrinkendem Unternehmen einen Rettungsring mit hohem Risiko zu finanzieren.
Der Businessplan als Controlling-InstrumentBesser ist sich vorher die Mühe zu machen, einen Businessplan zu erstellen, den von Haus- und Förderbanken absegnen und finanzieren zu lassen. Das ist eine excellente Vorprüfung auf den erhofften Geschäftserfolg, sichert das eigene Unternehmen sowie die Liquidität auch bei Anlaufschwierigkeiten ab. Preiswerter ist es auch noch. Und es lässt sich besser schlafen.
Roland Börck