Das 2 Meter-Abstands-Konzept
Wer den Virologen, Epidemiologen, Wissenschaftlern, Medizinern und Politikern in den letzten Wochen aufmerksam gefolgt ist, der hat herausgefunden, alle suchen nach dem erfolgreichen Konzept.
Sekt oder bittere Pillen? Bild: Aleandra H. / pixelio.deDas ist alles andere als einfach, weil Covid 19 zwar bereits Nummer 7 der Corona-Viren ist, sich aber anders verhält. Und daher ist es eine hohe Schwierigkeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Sicher richtig war von den Entscheidungsträgern in der Bundesrepublik Deutschland, Anfang März die Großveranstaltungen abzusagen, dann die Schließung der Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Die Hilfsmaßnahmen finanzieller Art waren klug. In dieser Phase wurde fast alles richtig gemacht.
Aber als mindestens die Hälfte dieser Republik auf 0 runtergefahren wurde, wurde ein gravierender Fehler gemacht. Einfach auf 14-Tage-Sicht zu lenken, um dann zu schauen, wie sich eine Maßnahme ausgewirkt hat, ist nicht weitsichtig genug.
Das 2-Meter-Konzept des AusatmensAls klar wurde, dass sich das Virus über Tröpfchen, also das Ausatmen weitergibt, und das war bereits im Februar klar, hätte sofort gehandelt werden müssen. Meine Zahl war 160 Millionen Atemschutzmasken, die sofort hätte eingekauft werden müssen. Pro Einwohner zwei, waschbar, wiederverwendbar. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, damit keine Panik ausbricht. Damit sie verpflichtend zum Tragen verteilt werden kann.
Gleichzeitig hätte vorausgesehen werden müssen, dass der Einkauf solcher Atemschutzmasken immer schwieriger werden wird, weil alle Länder auf der Erde zu der Erkenntnis kommen werden, dass dieser Schutz schützt. Also hätte die heimische Textilproduktion ins Boot geholt werden müssen.
Was wäre passiert, wenn nichts passiert wäre? Die BRD hätte Millionen von Schutzmasken in Lagerhallen. Immer verwendbar. Heute basteln wir uns Schutzmasken mit der Nähmaschine.
Das 2-Meter-Konzept in der TankstelleIch fahre meist zu meiner Stamm-Tankstelle, wenn mein Auto Diesel verlangt. Vor etwa 14 Tagen zapfte ich Tankstoff, ging in den Verkaufs- und Bezahlbereich hinein und war im ersten Moment orientierungslos. Es hingen Absperrbänder um verschiedene Warentresen, wie auf einer Baustelle oder bei einem Tatort. Und auf dem Fußboden waren runde Pfeile markiert. Ich stand - und eine freundliche Frau hinter dem Tresen erklärte es mir kurz. Wie bei Ikea wurde ein Weg des Herein- und Herausgehens konzipiert, damit sich die Menschen nicht zu nahe kommen können. Klug, dachte ich.
Das 2-Meter-Konzept im SupermarktIch besitze fast schon das Privileg, dass in nur 5 Minuten Entfernung 3 große Supermärkte eng nebeneinander liegen, plus 2 Drogeriemärkte. Ich kann es mir also aussuchen, wo ich was einkaufe.
In der Corona-Zeit habe ich aber mehr darauf geachtet, wie aufmerksam und weitsichtig die Marktbetreiber mit ihren Mitarbeitern und ihren Kunden umgehen. Die Unterschiede waren und sind sehr massiv. Von alles durcheinander, Überblick verloren bis hin zu KFZ-Zulassungsstelle. Denn dort muss man eine Nummer aus dem Automaten ziehen, oder elektronisch erhalten, bis Mensch dran ist. Genau dieses Verfahren hat ein Supermarkt an der Fleischtheke eingeführt. Genial, dachte ich.
Das 2-Meter-Konzept im Hotel- und GaststättengwerbeWas spricht dagegen, genau solch ein Konzept auch dort anzuwenden? Nichts. Es muss nur ausgeklügelt werden. Zum Beispiel muss in einer Gaststätte oder Kneipe die Tischanordnung, der Rein- und Rausgehweg genau beschrieben sein. Die Bedienung bringt das Essen oder das Getränkt nicht direkt an den Tisch, sondern mittels eines kleinen Tee-Wagens. Bezahlweg ist identisch. Es können dadurch zwar weniger Menschen gleichzeitig im Raum sein, aber 50 Prozent ist viel mehr als 0.
Das 2-Meter-Konzept für Kindergärten, Schulen und HochschulenKinder und Jugendliche lernen dadurch, dass ihnen etwas erklärt und vorgemacht wird. Alles dicht zu machen, war im März richtig. Denn kein Mensch wusste zu dem Zeitpunkt, wie sich Covid 19 in der BRD weiterverbreiten wird. Aber gleichzeitig hätten mehrere Konzepte erstellt werden müssen, wie es im besten und im schlimmsten Fall weitergeht. Dies wurde versäumt.
2 Meter Abstand einem Kind, einem Jugendlichen erklären und vormachen geht nicht? Wie bitte? Natürlich geht das. Die Erwachsenen müssen das vormachen.
Eine Atemschutz-Maske trägt kein Kind, kein Jugendlicher. Was? Sie tragen sie nur dann nicht, wenn die Erwachsenen sie auch nicht tragen.
Das 0-Meter-Konzept der EntscheidungsträgerDas größte Vermögen, was ein Entscheidungsträger besitzen muss, ist vernetztes Denken. Solch ein Mensch muss im Kopf herausfinden können, was passieren wird, wenn er die Entscheidung A, B, C, D ... oder Z treffen wird. Abwarten und Analysieren ist eine, aber nur eine. Das gilt generell und überhaupt, in solch einer Krise aber insbesondere. Zahlen und Daten sind wertvoll als Grundlage, aber noch entscheidender ist das Verhalten der Menschen auf eine Entscheidung. Dazu gehört Einfühlungsvermögen. Und Weitsicht.
Vor Jahren hörte ich mal diesen Satz, den ich klug fand:
"Stärke die Stärken, schwäche die Schwächen"
Roland Börck