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Biomasse, Wind und Sonne sollten noch vor 6,7 Jahren auf dem Anlegermarkt die neuen Megatrends werden. Übrig geblieben ist eher die Ernüchterung, denn keiner der Bereiche konnte die hochgesteckten Erwartungen erfüllen. Aber Wasser könnte ein lukratives Thema werden. Die Kurse einiger Unternehmen haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten sogar mehr als vertausendfacht.
©LuckyLuke/pixabay.comWasser ist genug da ...Das Geheimnis des Erfolgs: Ohne Wasser geht auf der Welt nichts. Jeder braucht es – Menschen, Pflanzen, Tiere, sogar die Wirtschaft. Damit ist das sogenannte blaue Gold eines der wenigen nachhaltigen Themen, die dauerhaft hohe Erträge versprechen. „Wer heute ein Portfolio für die nächsten fünf oder 50 Jahre zusammenstellt, tut gut daran, von den Wachstumschancen der Anlageklasse zu profitieren“, findet Burkhard Varnholt, Chef-Investmentstratege der Schweizer Privatbank Sarasin.
Nur die Verteilung klappt noch nichtEigentlich muss sich die Menschheit keine Sorgen um Wasser machen. Es gibt genug davon. Mutter Erde liefert es sogar gratis. Das Problem ist vielmehr, es an einem bestimmten Ort zur richtigen Zeit und in ausreichender Menge zu haben. Etwas, das für viele Menschen noch immer nicht selbstverständlich ist.
Nach einer Prognose der Vereinten Nationen werden im Jahr 2025 gut 1,8 Milliarden Menschen in Gegenden mit absolutem Wassermangel leben. Heißt: Es steht ihnen weniger Wasser zur Verfügung, als die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt. Und selbst dort, wo es genug Wasser gibt, ist es nicht immer zu gebrauchen. Pro Jahr sterben rund zwei Millionen Menschen an den Folgen von verunreinigtem Wasser, so vorsichtige Schätzungen.
Die chemische Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff ist aber auch für die Wirtschaft unentbehrlich. Industrieunternehmen verbrauchen knapp 22 Prozent des weltweiten Wasservorrats. Um ein Kilo weißes Papier herzustellen, sind bis zu 400 Liter Wasser nötig – also fast drei volle Badewannen. Am durstigsten jedoch ist die Landwirtschaft, auf die 70 Prozent des Wasserverbrauchs entfallen. Für die Produktion von einem Kilo Reis sind 3500 Liter Wasser nötig; für ein Kilo Rindfleisch sogar 15 000 Liter.
Der Wasserbedarf steigtDas ist zwar im Prinzip nichts Neues. Doch die Lage hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft. So steigt der Wasserbedarf schneller als die Bevölkerung – aktuell mit zwei Prozent pro Jahr. Nach Einschätzung der Bank Sarasin wird das auf lange Sicht auch so bleiben. Dazu trägt besonders der wachsende Wohlstand in den Emerging Markets bei. Statt nur Reis kommt dort immer häufiger Fleisch auf den Tisch.
Gleichzeitig nehmen die landwirtschaftlichen Flächen, bei denen allein Regen für die Bewässerung ausreicht, stetig ab. Eine Entwicklung, die unter anderem Folge der zunehmenden Urbanisierung ist. Die Rechnung ist einfach: Wo mehr Wohnungen und Geschäfte entstehen, können weniger Reis, Kartoffeln und Weizen angebaut werden. Auch der weltweite Klimawandel tut ein Übriges. Regenperioden verschieben sich, werden weniger oder fallen ganz aus. Es kommt zu massiven Dürreperioden. Die Wasserspiegel von Flüssen und Seen sinken.
Die Zulieferer werden profitierenUnternehmen, die ihr Geld speziell mit Produkten und Dienstleistungen rund um das Thema Wasser verdienen, sollten davon profitieren. Den größten Anteil machen Wasserversorger aus. Problem: Der Großteil befindet sich in Staatsbesitz. Zudem ist der Markt stark reguliert. Deutlich besser fahren Anleger, wenn sie – wie bei Gold- und Ölaktien – gezielt auf die Zulieferer setzen. Immerhin investieren die Versorger nach Angaben der Bank Sarasin inzwischen nahezu die Hälfte ihres Umsatzes in neue und bessere Technik. Tendenz weiter steigend.
Hersteller von Wasserpumpen, Filteranlagen, Ventilsystemen, Rohrleitungen oder Mess- und Verbrauchssystemen sowie Anbieter landwirtschaftlicher Bewässerungsanlagen versprechen ein hohes Wachstumspotenzial. Dabei dürften vor allem finanziell solide Unternehmen, die in ihrem Bereich marktführend sind oder eine einzigartige Technologie anbieten, ihren Höhenflug an der Börse fortsetzen.
Wer das Risiko streuen und die Volatilität senken will, setzt auf spezielle Wasserfonds und -zertifikate. Viele schnitten in den vergangenen Jahren nicht nur besser ab als der Durchschnitt, sondern brachten auch Renditen von 50 bis 60 Prozent – im Gegensatz zu Themen wie Sonne, Wind oder Biomasse.
Roland Börck